Torsten Mühlbach



KURZBIOGRAFIE
1974

geboren in Torgau, Sachsen


ab 2003

Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste, München


2007- 2009

Meisterschüler bei Prof. Nikolaus Gerhart, Bildhauer


2009

Diplom



KUNSTPREISE
2007

ZDF Kleinplastikpreis


2007

Deloitte Kleinskulpturenpreis


2008

Oskar Karl Forster Stipendium



EINZELAUSSTELLUNGEN
2018

Apocalypse and other crazy things, solo show, Galerie Filser & Gräf, München


2017

Künstler Cube K4, HypoVereinsbank, München


2016

universe & psyche, Galerie Filser & Gräf, München
Teppichladen, 84 GHz, München
"Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit", Kunstpavillon Botanischer Garten, München


2015

Accrochage, Galerie Filser & Gräf, München
"Piep"- Gruppenausstellung, Arkadenale, München
Contemporalley, Augsburg


2014

Display Artclub by Gallery Filser & Gräf, München
Luxxx.us, Galerie der Künstler, München


2013

Death or Glory, Galerie Filser & Gräf, München


2012

Lampedusa - Torsten Mühlbach, Erlöserkirche, München
Mumien + Miezen, Städtische Galerie Villingen-Schwenningen
Made in Germany, RGB149-Creative Studio München


2011

contemporally, Augsburg


2010

Justice for All..., Galerie Filser & Gräf
Essenheimer Kunstverein Kunstforum Rheinessen e.V.


2007

Menschenfressermenschen fressen Menschen, Galerie Filser & Gräf


2005

Kult21-Galerie, München



GRUPPENAUSSTELLUNGEN
2020

"MUST-SEE!" - Galerie Filser & Gräf, München


2019

“Salebration” Kunsthalle München
Kunstarkaden Kempten mit Andeea Faciu
Kunstarkaden München “Wiedersehen” GA
Aura Sintra / Sintra / Portugal – Lichtkunstfestival
MKK Ingolstadt – Brunnquell Lichtdesign aus Ingolstadt GA
Zeitgechichtliches Forum Leipzig – Purer Luxus GA
Artmuc München Kunstmesse GA
Galerie Robert Drees – Invited by – GA


2018

Aschermittwoch der Künstler mit Bruno Wank , Bistum Augsburg, Augsburg in der ehem. JVA Augsburg
„Bitte stehen lassen!(wird Montag abgeholt)“
Aura Sintra /Sinatra /Portugal –Lichtkunstfestival
“Space is the Place” GA München Kreativquartier
“Shoppingmall” Schlossmuseum Isny
“Baccus is Dancing” Tollwood München


2017

Shopping Mall, Galerie der Künstler, München
Shopping Mall, Verpackerei, Görresried
Shopping Mall, Villa Jauss, Oberstdorf
Flashback, Galerie Filser & Gräf, München


2016

Low Cost, Belgrad, Serbien


2015

Accrochage, Galerie Filser & Gräf, München


2012

Ninja Teenage Mutant Hero Camp, Kunstarkaden München
Oh Plastiksack! Gewerbemuseum Winterthur


2010

Die ersten Jahre der Professionalität, BKK München
Sendegebiet 155, München


2009

Mixküche, München
TENT MODERN, Plattform für zeitgenössische Kunst - Positionen im Dialog, Pathosgelände München


2008

Jahresausstellung Akademie der Bildenden Künste, München


2007

Kunstverein Wasserburg


2006

Kunstverein Eichach


2005

Intro Galerie, Vilnius, Litauen
Pathos, München
Kunstverein Murnau



KUNSTMESSEN
2012

ART.FAIR, Köln - Galerie Filser & Gräf, München


2011

ART.FAIR, Köln - Galerie Filser & Gräf, München


2009

TeaseArt#09, Köln - Galerie Filser & Gräf, München
Berliner Liste 09 - Galerie Filser & Gräf, München


2008

Berliner Liste 08 - Galerie Filser & Gräf, München
Berliner Kunstsalon08 - Galerie Filser & Gräf, München
TeaseArt#08, Köln - Galerie Filser & Gräf, München
KunStart 08, Bozen - Galerie Filser & Gräf, München



KUNST AM BAU
2015

Bayerische Bäckerinnung / Versteinerungen /Akademieder Bayerische Bäckerinnung / Gräfelfing


2019

Stadtpark Erding/ Max und die drei Saatkrähen/ Stadt Erding


2020/21

Kindertagesstätte Fröschfeld /Trier / Schreipilze mit Alfred Kurz



Galerie FILSER & GRÄF :: Galerie für zeitgenössische Kunst
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Text zu Torsten Mühlbach ARBEITEN
„Cowboy trifft Caravaggio. Über Mädchen, Mythen und Marlboro-Männer im Werk Torsten Mühlbachs

Er fährt ein knallgelbes Audi-Cabrio und steuert, einen monochromblauen Epochenvorhang überwindend, direkt sein Ziel an, welches in der rechten Bildhälfte energiegeladen auf ihn wartet: eine langbeinige Blondine, mit grünblauen Inkarnat, violettfarbener Corsage und signalgelben High-Heel-Stiefeln, die einen stärkeren Gelbwert aufweisen, als das blasse, lange und derangierte Haar des Pin-Ups. Andromeda, aus der Welt der Playboy-Magazine entsprungen, gibt sich die Ehre. Das Gesicht des Cabrio-Lenkers, alias Perseus, ist hingegen aufgrund des schwarzen Huts mit der Rolle des Cowboys zu identifizieren. In seinem linken Mundwinkel hält er verbissen eine Kippe und sein krakenhafter Arm schleudert das Haupt der Medusa, das in einem grünfarbigen Kampfpilotenhelm steckt, Richtung Andromeda. Das Aufeinandertreffen Perseus` und Andromedas wird von einem Mischwesen kommentiert, welches sich körperlich aus einem Dobermannrumpf und Goofykopf generiert. Goofy gehört zu den prominenten Disneyfiguren und ist der treue Freund von Mikey Mouse. Diese Chimäre verkörpert im Bild das Seeungeheuer der mythologischen Vorlage, „Perseus befreit Andromeda“, die der Künstler Torsten Mühlbach in ein polychromes Mülltütentableau - eine großformatige Assemblage, wie er seine Materialbilder nennt - übersetzt, das durch seine formale Verwandtschaft mit Arbeiten der Pop-Art der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts und deren Vertreter Andy Warhol, James Rosenquist oder Richard Lindner verlinkt ist.

Den Plot für Mühlbachs gesampeltes Materialbild „Perseus und Andromeda“ (2010) liefern die mythologische Vorlage und das Gemälde „Perseus befreit Andromeda“ von Guiseppe Cesari, gen. Cavaliere d`Arpino aus dem Jahr 1602, welches sich im Kunsthistorischen Museum Wien befindet. Cesaris Bild, der ein Zeitgenosse Caravaggios ist, schildert nachfolgende Szene: Andromeda ist mit rückwärts gebogenen Armen an einen Felsen gefesselt. Sie wird von einem Seeungeheuer bewacht und soll geopfert werden. Perseus eilt auf seinem fliegenden Pferd herbei und eilt zu Hilfe. Mit seinem Schild, das mit dem Medusenkopf verziert ist, versteinert er das Ungeheuer und befreit Andromeda. Perseus entführt die Schöne in sein Vaterland und sie beschenkt ihn mit einer zahlreichen Nachkommenschaft.

Im Duktus von Pop und Popkultur präsentieren sich die Mülltütentableaus, des 1974 in Torgau geborenen Torsten Mühlbach, der an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Nikolaus Gerhart Bildhauerei studiert hat und dort auch Meisterschüler war. Unter das Thema Film- und Popkultur lässt sich Mühlbachs Sampling der Cowboys, Mädchen, Mythen und Marlboro-Männer subsumieren. Sein Werk umfasst Skulpturen, Installationen, Videos, Fotografien, Collagen bis hin zu den reliefartigen Mülltütenbildern. Die Ursache dieser Materialbilder liegt in Mühlbachs Interesse am klassischen Tafelbild, dem Bild auf der zweidimensionalen Trägerfläche, welches durch das Implantieren eines zentralperspektivischen Raumes die Bühne für ein simuliertes oder reproduziertes Geschehen bietet. Der junge Künstler ersetzt nun in seinen Bildern die Ölfarbe durch das Material der monochromen Mülltüten. Diese werden in Negativ- und Positivformen auf die Trägerfläche getackert. Im Resultat wirken die polychromen Mülltütenbilder wie ornamental motivierte Collagen.

Inhaltlich beschäftigt sich Mühlbach in einem Teil seiner Werke mit verschiedenen Spielarten des Cowboys. So stellt der Künstler neben das Mülltütentableau „Perseus und Andromeda“ (2010) gleichberechtigt die Installation „Perseus befreit Andromeda“ (2010). Auch hier eröffnet der Cowboy, der abermals nicht lassoschwingend zum Set reitet, das Geschehen. Der plastische Cowboykopf, der aus Pappmaché und Tapeband gearbeitet ist, braust in einem schnittigen orangefarbenen Cabrio heran. Der aufgeblasene Kopf der Mikey Mouse, den der Cowboy mit sich führt, ist eine Anverwandlung des Medusenkopfes aus der mythologischen Geschichte. Mühlbachs Seeungeheuer mutiert zu einem Wesen im Dalmatinerplüschpelz mit Drachenkopf. Andromeda, in Form einer aufgeblasenen dunkelhäutigen Sexpuppe, ist mit Händen und Füssen an einen Felsen gefesselt, der mit einer retro-artigen Backsteinmauertapete überzogen ist. In einem weiteren Materialbild mit dem Titel „Du lebst für nichts, aber du stirbst für etwas“ (2010) marodiert Mühlbach erneut das Cowboy-Genre und reichert dieses mit dem Filmhelden aus der Rambo-Tetralogie an. In allen Rambofilmen stampft der Titelheld als unüberwindlicher Rächer mit stoischem Gesicht durch die Handlung, umschwebt von der Gloriole des enttäuschten Patrioten, die ihn für seine Taten motiviert. Die Tetralogie zählt zu den sogenannten rescue movies, die in der Hauptsache den tapferen Kampf mutiger Einzelkämpfer gegen einen übermächtigen Gegner inszenieren. Silvester Stallone adaptiert mit seiner Rolle des Rambo die Motive Einzelkämpfer und Kriegsromantik. Mühlbachs Rambo kommt auf einem grünfarbigen Gaul daher geritten, der sich auf den zweiten Blick als Einhorn entpuppt. Rambos rechte Hand hält die Zügel fest und seine Linke umfasst in Hab-Acht-Pose eine schussbereite Hochleistungsarmbrust. Diese Waffe korrespondiert motivisch mit dem Einhorn des Tieres. Am Boden ist in violettfarbigen Lettern das Fragewort „Why?“ platziert und erweitert somit das Mülltütentableau zum Wort-Bild.

In den zuvor besprochenen Arbeiten spielt Torsten Mühlbach mit dem Image des Cowboys. Der Cowboy steht für den kräftigen, naturverbundenen, potenten Mann, der die Welt nach seinen eigenen Regeln lenkt. Mühlbach zeigt sein Interesse an dem symbolischen Potential der Figur, deren Handlungen in einer faszinierenden Mischung aus gesellschaftlich-sozialen, kriegerischen, politischen und libidinösen Trieben gefangen sind, die der Künstler sich einverleibt, satirisch verarbeitet und neu besetzt. Das Image des Cowboys wird zum Spielball einer künstlerischen Parodie. Mühlbach zelebriert in seinen Werken den Abgesang auf diesen Helden, dessen Mythos auch von einer Tabakindustrie, allen voran der Philip-Morris-Marke Marlboro, konstruiert wird. Mühlbach konterkariert das Image und antwortet mit Formen der Kulturkritik. In den Werken wird m. E. aber auch der Diskurs über die Geschlechter geführt. Die Männlichkeit des Cowboys kann von brutaler Kraftdemonstration und aggressiver Grausamkeit á la rauchende Colts bis hin zu einer gewissen Effeminisierung schwanken, was ihn mit Randgruppen wie umherziehenden Zigeunern (mit ihren Ohrringen und fantasievollen Kostümen) oder mit Rockern (mit ihrem langen Haar und ihrem gelegentlichen, Geschlechtergrenzen sprengenden Mimikry) verbindet. Mühlbachs Parodie und Kritik am Cowboy-Image steht zum einen in der Linie des US-Künstlers Richard Prince, der 1980 mit den Re-Fotografien seiner Marlboro-Serie begonnen hatte, die Zigaretten-Reklame auf das Korn zu nehmen. Und zum anderen in der Linie der Installationen, Performances und Videos Paul McCarthys der sich gleichfalls auf den Pfad der vermeintlichen Helden macht, wie es an den Caribbean Pirates oder den Soldiers im Western-Fort auszumachen ist.

Betrachtungen über männliche Helden, die besondere Behandlung ihrer Geschichte und ihr Versagen lassen sich an den zwei Mülltütentableaus „The empire strikes first“ (2010) und „Helmut Tod“ (2009) anstellen. Das erste Werk greift den Titel des dreizehnten Studioalbums der Band Bad Religion aus dem Jahr 2004 auf. Das Album wurde damals als Antwort auf die Bush Doktrin des Präventivkrieges verstanden und spielt darüber hinaus auf den bekannten Kinofilm „The empire srikes back“ an. In Anlehnung eines Netzbildes erschafft Mühlbach aus den Mülltüten eine lächerliche Standfigur mit dem Gesichtszug Adolf Hitlers. Der Künstler und der Satiriker haben zugeschlagen und am Ende kommt Hitler bekleidet mit T-Shirt und Mini-Rock heraus. So böse kann nur eine Frau sein. Es war aber das US-amerikanische Satire-Magazin Weekly World News, welches in den 80er Jahren die Hitler-Figur einer Frau auf den Leib geschrieben hatte. In diesem Kontext denkt man sogleich an Maurizio Cattelans Hitlerfigur „Him“. Das Mülltütenbild „Helmut Tod“ (2009) stellt ein spezielles Porträt des Alt-Bundeskanzlers Helmut Kohl dar. Die linke Gesichtshälfte ist nach einer fotografischen Vorlage gestaltet und die rechte Hälfte wird von einem Totenschädel beschrieben. Bildauslöser war für Mühlbach nachfolgendes Zitat von Kohl: „Ich kann sagen, mein Leben hat einen Sinn gehabt“. Mit beiden bildnerischen Samplings dekonstruiert Mühlbach unter Einsatz seiner künstlerischen Subjektivität die Brisanz der geschichtlichen Helden.

Der eigene Körper dient als Schablone für die Silikonplastik des „Kopffüßlers“ (2010). Bei dieser Body Related Sculpture handelt es sich um einen Silikonabguss von Mühlbachs Kopf und rechten Fuß. Dem Leib des Künstlers ist in diesem fragmentierten Selbstbildnis grobe Gewalt angetan. Auch wenn Augen und Mund des Gesichts geschlossen sind, so fließt aus dem amputierten Kopf in Strömen das Kunstblut und tränkt damit den Fuß, der eine sommerliche Flip-Flop-Sandale trägt. Der Künstler kompensiert durch die plastische Requisite seine Köperteile Kopf und Fuß auf die Motive geistige und motorische Bewegung. Welche Rolle aber mag dieses besondere Künstlerselbstbildnis kommunizieren? Meint der Erschaffer wirklich sich selbst oder aber sein alter ego, den Cowboy? Denn zum wiederholten Mal ziert der Kopf ein Cowboyhut, hier allerdings eine sommerliche Variante aus Stroh bestehend. In der Form als Body Related Sculpture kann die Arbeit mit Paul McCarthys gleichnamiger Werkserie gesehen werden.

Kulturelle Schlachten werden in der Arena von Torsten Mühlbachs Werken ausgetragen. In dieser ist der Künstler der Held, der die Bilder aus der Geschichts- , Kultur- und Werbeindustrie stiehlt, doch zu gleich ist er der Cowboy, der sich nicht anpasst und mit seiner Gewalt gegen die ikonischen Figuren selbst gewalttätig ist. Wenn Mühlbachs Projekt, das wir Cowboy nennen, Sampling ist, dann lässt es sich nur dadurch bewältigen, indem sich der Künstler das Bildrepertoire aneignet, recycelt und refiguriert. Durch die verschiedenen Rollen des Cowboys führt uns Mühlbach den aggressiven, gewaltbereiten, übersexualisierten, degenerierten, faschistischen Menschen vor, wie er gerade in jüngster Zeit immer wieder weltweit anzutreffen ist. Mühlbach gelingt so, die Auseinandersetzung mit sich selbst mit den Ereignissen unserer Geschichte und Zeit zu verknüpfen. Die Figuren, die er wählt, sind Images und Rollen ein und desselben Wesens, des Menschen, des Künstlers, vielleicht Torsten Mühlbachs. Sie sind gewählte Hüllen, mittels derer er die Bezüge zu unserer Gegenwart herstellt. Sie sind die Cowboys unserer Zeit.
Stefan-Maria Mittendorf M.A., Kurator und Kunsthistoriker
Galerie FILSER & GRÄF :: Galerie für zeitgenössische Kunst
Galeriestr. 6 • 80539 München • kontakt@filserundgraef.de • tel +49 (0)89 / 255 444 77
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Must Have 2020, Stahl, Lack, Silikon, Spiegel 38 x 18 x 16 cm, Ed. 9 3 AP
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Selfmade Toilet Paper, Papier aus Zeitungen, Papier, ca 30 x 20 cm
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Generation Emoji, 2017, internationale Mülltüte auf Holz, 136 x 100 cm
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SplashMaria, 2018, Internationale Mülltüten auf Holz 154x121
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Dem toten Hasen die Bilder erklären, 2018, internationale Mülltüten auf Holz, 210 x 145 cm
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Frieden, 2018, Internationale Mülltüten auf Holz, 175 x 113 cm